Armes
Deutschland
Nicht
nur die Medien tragen zur Salonfähigkeit der Fremdenfeindlichkeit bei
Im
Haus meiner Tochter und Schwiegersohns verkehren Menschen aus vielen Kulturen.
Berufsbedingt weltreisend lernen sie viele interessante Menschen kennen. Die
Söhne sind in einem arabischen Land geboren, in dem sie nie
Ausländerfeindlichkeit kennen lernten, obwohl unsere Tochter auch im
Erscheinungsbild europäisch blieb.
Nun
leben sie in einer kleinen Gemeinde in Niedersachsen und die Kinder gehen dort
zur Schule.
Eine
Gemeinde, deren Bürgermeister seit Jahrzehnten den Zuzug von „Fremden“ fördert. Bereits bei meinem ersten Besuch dort fiel mir die Vielfältigkeit und die für Deutschland ungewöhnliche „gute
Laune“ im Straßenbild auf. Nun kommt
mein 12 jähriger Enkelsohn aus der Schule und erzählt beim
Mittagessen von einem Mitschüler, schließt mit den Worten, „aber der ist ja
Ausländer“.
Salopp
gesagt, mir viel die Gabel aus dem Mund, starrte ihn an und erzählte, aus
welchen Länder Europas seine Vorfahren einst kamen, denen man die Chance gab,
sich zu integrieren und aus welchen
seine guten Freunde kommen. Was heißt Deutsch sein, in einem Land Europas,
durch das die Menschen der Völkerwanderung zogen, die Römer und Franzosen ihre
Nachkommen hinterließen. Im Heimatort meiner Mutter arbeiteten zur Zeit des
Eisenbahnbaus viele Spanier und auch sie hinterließen nicht nur dort ihre Gene.
Mein Großvater war zum Ende des ersten Weltkriegs in Damaskus, damals zur
Türkei gehörend, und kam wegen fehlender Transportmöglichkeit erst nach einem
Jahr nach Hause. Er wurde in dieser Zeit von einer Familie als Gast
aufgenommen. Als die ersten Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland kamen,
freute er sich, sie als Nachbarn begrüßen zu dürfen und ihnen den Start im
fremden Land zu erleichtern..
Ich
bin katholisch erzogen und aus Überzeugung aus der Kirche ausgetreten, weil
mich schon als kleines Mädchen der Umgang mit den „Fremden“ gestört hat. Und da liegt meines Erachtens
heute noch ein großes Problem. Der
Wohnort unserer Enkelsöhne ist katholisch geprägt, der Pastor bestimmt das
Leben seiner Gemeinde. Bei der Einschulung habe ich die Kirche verlassen, weil
die Rede des Pastors so ausländerfeindlich war, sie erinnerte mich an die Aussagen der Nazis, dass
es mir schlecht wurde. Und hier liegt
eines der Übel. Solange von der Kanzel
verkündet wird, dass nur der christliche Glaube zählt, Kinder schon
manipuliert werden, wird sich nichts ändern. Denn dieses Denken zieht sich
durch alle Gesellschaftsschichten.
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